Werkstatt Geschichte
Infoabend

Donnerstag, 20. Oktober, 19 Uhr, Bregenzerwald Archiv

Bildcredit: Elisabeth Wicke

Mit Herbst 2021 startete das von Georg Sutterlüty, Marco Hörburger und Elisabeth Wicke eingereichte Leader-Kleinprojekt „Werkstatt Geschichte“. Die Konzeptionsphase ist nun abgeschlossen. Mit einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, dem 20.10.2022, im Bregenzerwald Archiv startet nun die Umsetzungsphase. Die Einladung zur Veranstaltung richtete sich an Interessierte, die Lust haben sich mit der Geschichte ihrer Region auseinanderzusetzen und bei der Recherche von Quellen mithelfen wollen. Erstes Arbeitsthema ist die Geschichte des Handwerks. In einem ersten Schritt ist die gemeinsame Transkription der Gewerberegister im Zeitraum von rund 100 Jahren ab dem Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Vorarlberger Landesarchiv geplant. In den Registern finden sich die Gewerbean- und abmeldungen. Dadurch kann ein erster Überblick über die Bregenzerwälder Betriebe gewonnen und danach die Suche nach weiteren Quellen aufgenommen werden. Die „Werkstatt Geschichte“ freute sich über das zahlreiche Erscheinen.

 

Josef Ritter von Bergmann.
„Vater aller Vorarlberger“ (F. M. Felder)

Vortrag mit Dr. Harald Weigel
1.-3. Juli 2022, Ritter von Bergmann Saal, Hittisau

Der Festredner und Bergmann-Kenner Dr. Harald Weigel bei seinem Vortrag
(Q: Christoph Morlok)

Harald Weigel hielt im Zuge der vom 1.-3. Juli 2022 in Hittisau stattgefundenen Gedenkreihe „150. Todestag Josef Ritter von Bergmann“ den Festvortrag. Der ehemalige Leiter der Vorarlberger Landesbibliothek hatte 2017 veranlasst, dass der bis dahin im Feldkircher Gymnasium Rebbergasse verwaltete Nachlass als Dauerleihgabe ins Franz-Michael-Felder-Archiv überführt worden war. Als Weigel 2018 in Pension ging, setzte er sich selber vor die vielen Schriftstücke, um diese zu ordnen und zu erschließen – dies alles ehrenamtlich. Im Sommer 2020 legte er seinen Arbeitsbericht und Katalog vor: Die Aufschlüsselung des Gesamtwerks von Josef Ritter von Bergmann umfasste 265 Seiten.

Weigel ging auf Bergmanns Rolle als Begründer der Landesgeschichtsschreibung ebenso ein wie vor allem auf bedeutende Wegmarken seiner Biografie. Eine davon war 1828 die Ernennung des Hittisauers zum dritten Kustos des Münz- und Antikenkabinetts in Wien, welche ihm entscheidend die Welt der Wissenschaft und Forschung öffnen würde. Die Berufung hatte die Vorgeschichte, dass vor allem Bergmanns eingeheiratete, in Wiener Kreisen sehr anerkannte Familie Pratobevera die entscheidenden Hebel für den Karrieresprung in Gang gesetzt hatte. Weigel zeichnete Bergmann als fleißigen, strebsamen und zielgerichteten Mann, dem seine beispiellose Karriere aber ohne wohlwollende Unterstützung dritter Personen nicht in dieser Form gelungen wäre.

 

Wer war Dr. König? Das facettenreiche Leben
des Andelsbucher Gemeindearztes (1829-1899)

Vortrag mit Dr. Georg Sutterlüy
Dienstag, 12. April 2022, 19.30 Uhr, Rathaussaal Andelsbuch

Der Referent dieses Vortrags hat die im Titel angeführte Frage vielen Andelsbuchern gestellt, doch niemand konnte ihm darauf so recht eine Antwort geben. Eigentlich sonderbar, dass dieser Mann aus dem Dorf-Gedächtnis entschwunden ist.  Schließlich war er fast 40 Jahre lang der Gemeindearzt von Andelsbuch (1861 bis 1899), überlebte sechs Gemeindevorsteher und war im ganzen Land eine bekannte Persönlichkeit. Als Arzt näherte er sich der Homöopathie und war gegenüber so mancher medizinischen Lehrmeinung kritisch eingestellt (so gegenüber der Pockenschutzimpfung). Daneben betrieb er eine Landwirtschaft und führte zusammen mit seiner Familie das Hotel König.

Bei diesem Referat soll das Leben des einstigen Gemeindearztes genauer vorgestellt und gleichzeitig Einblicke in das Landleben jener Epoche gegeben werden, als Modernisierung und Fortschritt bereits mächtig an die Tür des Bregenzerwaldes klopften.

 

Ein ungebetener Gast aus Spanien
Die Grippepandemie 1918-1920 im Bregenzerwald

Vortrag mit Priv. Doz. Mag. Dr. Wolfgang Weber, FH Vorarlberg
Dienstag, 12. April 2022, 19.30 Uhr, Rathaussaal Andelsbuch

Der vergleichende Blick in die Pandemiegeschichte des 20. Jahrhunderts hätte am Vorabend der Corona-Pandemie im 21. Jahrhundert mögliche Handlungsszenarien und alternative Handlungswege aufgezeigt, welche menschliche und ökonomische Ressourcen 2020/22 zielbewusster und schonender einsetzen hätte lassen als es realiter geschah. Einen solchen Vergleich lehnten die zeitgenössische Medizin, Politik und staatliche Verwaltung entrüstet ab, obwohl sie in ihrer Krisenkommunikation oft mit ebensolchen historischen Vergleichen operierten.

Der Vortrag richtet seinen Fokus auf die Geschichte von zwei Grippepandemien im 19. und im 20. Jahrhundert im Bregenzerwald. Indem er diese regional rekonstruiert, öffnet er einen komparativen Blick auf die Pandemiepolitik der Gegenwart und ermöglicht Antworten auf ungestellte, jedoch virulente Fragen der gegenwärtigen Gesundheitspolitik.


Wenn Gesundheit polarisiert
Überlegungen zu einer Kulturgeschichte des Impfens

Vortrag mit Frau Mag. Dr. Marina Hilber, Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit Unikumm.
Freitag, 1. April 2022, 16.30-18.00 Uhr, Kulturraum Lingenau

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat das Impfen verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Für die einen ist es der Weg zurück zur „Normalität", für die anderen ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Der Vortrag wird sich im Sinne einer Kulturgeschichte den historischen Entwicklungsphasen dieser medizinischen Präventionsmaßnahme widmen und das Impfen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Den zeitlichen Ausgangspunkt der Ausführungen stellt die Einführung der Kuhpockenimpfung (Vakzination) in der Habsburgermonarchie um 1800 dar. Entlang der Geschichte von Akzeptanz und Ablehnung der Schutzimpfung gegen die gefürchteten Pocken (Blattern) setzen wir die Reise bis ins 20. Jahrhundert fort und diskutieren Aspekte von Pflicht und Freiwilligkeit. Abschließend soll noch ein Blick auf eine der erfolgreichsten Immunisierungsmaßnahmen, die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, geworfen werden. Der geografische Fokus liegt auf den Entwicklungen innerhalb Österreichs, wobei regionale Beispiele aus Vorarlberg die übergeordneten Handlungsstränge veranschaulichen.

„Dieses hold einsame Eden“.
Der Bregenzerwald – wie er wurde, was er ist

Vortrag Alois Niederstätter
21. September 2021, BORG Egg

Vor einem zahlreich erschienenen Publikum gab der Referent Dr. Alois Niederstätter einen kurzweiligen Überblick über die Geschichte des Bregenzerwaldes. Nicht ausgespart wurde die Frage, wer denn alles Wälder sei. Aus der Sicht des Historikers, der eine lange Zeitspanne überblickt, wurde dies klar beantwortet. Ursprünglich war im Sinne der Herrschaft mit dem Bregenzerwald das Gericht hinterer Bregenzerwald gemeint, Alberschwende und Lingenau bildeten eigene Niedergerichte. Der Bregenzerwald als Region hat aber insbesondere in den letzten Jahrzehnten eine starke integrative Kraft entwickelt. Der Bregenzerwald wurde zu einer Marke, mit der man sich gerne identifiziert. Nicht unwesentlich ist dabei sicherlich auch die Rolle der Regio Bregenzerwald, der ja 24 politische Gemeinden angehören.